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Vorgehen in bestehenden Gebäuden

Wie sich die Gefährdungslage in einem bestehenden Gebäude darstellt, kann nur mit einer Radonmessung genau abgeklärt werden. Eine Klärung der Ausgangslage empfiehlt sich vor kleineren und grösseren Umbau- und Sanierungsvorhaben, insbesondere aber bei energetischen Massnahmen am Gebäude. Der Radon-Check gibt Auskunft über die Dringlichkeit einer Radonmessung.

Abhängig vom Resultat kann von einer Radonfachperson ein zum Gebäude passendes Massnahmenpaket zusammengestellt werden. Im besten Fall sind keine Massnahmen notwendig, im schlimmsten Fall sind aufwendigere, teurere Massnahmen angebracht.

In der Regel ist ein etappiertes Vorgehen vorzusehen, wobei die geeigneten Massnahmen wie folgt von der Radonbelastung abhängig gemacht werden können:

 

Bauten mit überschrittenem Referenzwert (ab 300 Bq/m3)

  1. Etappe Sofortmassnahmen
  2. Etappe Basismassnahmen
  3. Etappe Ergänzende und zusätzliche Massnahmen

Bauten mit unterschrittenem Referenzwert (unter 300 Bq/m3)

  1.  Etappe Basismassnahmen
  2.  Etappe Ergänzende Massnahmen

Sofortmassnahmen

Wenn eine Gefährdung durch erhöhte Radonkonzentrationen festgestellt wird, können in einem ersten Schritt Sofortmassnahmen getroffen werden, um die Belastung für die Bewohner möglichst zu minimieren.

 

Vermehrtes Lüften

Durch vermehrtes und häufiges Lüften kann die Radonkonzentration im Gebäude reduziert werden. Diese Strategie ist aber vor allem im Winter wegen Wärmeverlusten problematisch und führt erfahrungsgemäss nur kurzzeitig zu einer reduzierten Belastung.

 

Nutzungsänderung

Die Nutzungsanordnung kann angepasst werden. Hierbei werden Wohn-, Aufenthalts- oder Arbeitsräume, welche erdberührend sind, nicht mehr genutzt oder die Nutzung wird in andere Bereiche des Gebäudes verlegt. Typische Beispiele hierfür sind Werk- und Hobbyräume oder Kellerwohnungen.

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Basismassnahmen

Die Schaffung von Barrieren und die Verminderung von Unterdruck stehen im Basispaket im Vordergrund.

Erschliessungen, Schächte, Risse und Fugen bilden eine ideale Eintrittsstelle für Radon. Es ist von entscheidender Bedeutung, diese Schwachstellen in der Gebäudehülle ausreichend abzudichten. Hierzu gibt es verschiedenste Materialien welche unterschiedliche Eigenschaften aufweisen:

  • Dichtungsmanschetten für Erschliessungsleitungen
  • Dauerelastische Kittmassen
  • Elastische Fugen- und Klebebänder

Besonders zu beachten ist, dass die Lebensdauer dieser Baustoffe oft begrenzt ist. Die Applikation ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg und sollte von einem Fachmann durchgeführt werden.

Wasserabläufe und Anschlüsse der Kanalisation durchstossen die Bodenplatte, wie hier im Bild, oft vertikal. Aus Sicht der Radonbelastung wäre eine horizontale Leitungsführung vorzuziehen (Quelle: Sika).

Fugen entlang von Innen- oder Aussenwänden, aber auch zwischen Bodenplatten, können mit dauerelastischen Klebebändern abgedichtet werden.

Besonders zu beachten ist, dass die Lebensdauer dieser Baustoffe oft begrenzt ist. Die Applikation ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg und sollte von einem Fachmann durchgeführt werden.

Wenn keine ausreichende Reduzierung der Radonkonzentration in den Kellerräumen erreicht werden kann, gibt es die Möglichkeit, die Kellerdecke sowie die Kellertür abzudichten und die bewohnten Räume vor dem Eindringen von Radon zu schützen (Bild links: SMUL). Hierbei muss beachtet werden, dass gasdichte Baustoffe verwendet werden. Flächig können gasdichte Folien angebracht werden. Für Türen können gasdichte, elastische Dichtungsprofile eingesetzt werden. Beide, Folien und Profile, können mit der Zeit verspröden und sind regelmässig auszutauschen.

Auch hier ist zu beachten, dass die Lebensdauer dieser Baustoffe oft begrenzt ist. Die Applikation ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg und sollte von einem Fachmann durchgeführt werden.

Schächte und Kamine erzeugen starke thermische Auftriebe. Problematisch ist dies wenn diese über mehrere Stockwerke reichen und bis in den Keller ausgeführt sind. Um dies zu vermeiden sollten Kamine im Untergeschoss möglichst dicht ausgeführt werden. Als zweite Möglichkeit können die Schächte mit einer direkten Aussenluftzufuhr mit Siphon ausgestattet werden.

Oberirdische Nachströmungen verhindern das Entstehen von Unterdruck bei Toiletten- und Küchenlüftungen.

Direkte Aussenluftzufuhr für Öfen und Heizkessel (Bild links: SMUL)..

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Ergänzende Massnahmen – Gebäudehülle

Reichen die Basismassnahmen nicht aus, können flächige Radonsperren eingebaut werden. Betonböden und Radonsperren auf inneren Oberflächen bieten sich hier an.

Einbau einer Radonsperre (rot) auf der inneren Oberfläche von Boden und Aussenwänden. Diese Massnahme ist allerdings teuer und mit bauphysikalischen Risiken verbunden. Zudem sind derartige Folien stark der Alterung unterworfen, weswegen sie möglichst kleinräumig angewendet werden sollten (Bild: Radon – Praxis-Handbuch).

Wenn es die Räumlichkeiten zulassen, können nachträglich Betonböden mit Dichtungen entlang der Wände eingebaut werden. Diese Lösung ist sehr dauerhaft.

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Zusätzliche Massnahmen – Lenkung von Luftströmungen

 

Mit der Beeinflussung von Luftströmungen in und unter dem Haus kann die Ausbreitung von Radon ebenfalls positiv beeinflusst werden.

 

Mit einem Lüftungsgerät wird ein kleiner Überdruck in einem bewohnten oder ein Unterdruck in einem unbewohnten Raum erzeugt. Bei der Belüftung wird die Luft direkt von aussen zugeführt (Kernbohrung) und wenn möglich in einem Wärmetauscher erwärmt (Bilder: Radon – Praxis-Handbuch).

Zentraler Sammelschacht (Radonbrunnen)

Unterhalb der bestehenden Bodenkonstruktion werden ein oder mehrere Sammelschächte angelegt. Die radonhaltige Bodenluft sammelt sich im Schacht und wird abgesaugt und nach aussen geleitet. Ideal ist es, wenn der Untergrund eine hohe Permeabilität aufweist wie zum Beispiel Kies.

Einzelne Ansaugstellen (Radonbrunnen)

Wenn genügend Platz vorhanden ist können mehrere einzelne Ansaugstellen mit Rohren installiert werden um die radonhaltige Bodenluft abzuführen.

Radonbrunnen ausserhalb des Gebäudes

Wenn die Bodenbeschaffenheit genügend durchgängig ist kann die radonhaltige Bodenluft auch in einem Radonbrunnen ausserhalb des Gebäudes gesammelt und abgeführt werden, um die Radonkonzentration unterhalb des Gebäudes abzusenken. Diese Lösung ist sehr attraktiv da innerhalb des Gebäudes keine baulichen Massnahmen notwendig sind.

An linienförmigen Stellen, wie zum Beispiel Fugen, wird eindringende radonhaltige Luft angesaugt und ins Freie abgeführt. Diese Massnahme ist nur möglich, wenn bautechnisch einfache Eindringstellen vorhanden sind.

 

Bei bestehenden Bauten ist es oft einfacher einen zweiten Hohlboden auf den bestehenden Untergrund einzubauen und diesen mechanisch zu entlüften. Diese Variante kann auch bei erdberührenden Aufenthaltsräumen angewandt werden (Bild: Radon – Praxis-Handbuch).

 

Bei Gebäuden ohne Untergeschoss gibt es oft einen Kriechkeller um Feuchtigkeitsprobleme zu vermeiden. Dieser kann entweder mit genügend grossen Lüftungsöffnungen oder einer kleinen mechanischen Lüftung entlüftet werden und damit die Radonbelastung verringert werden.

Einbau einer Komfortlüftung für das gesamte Gebäude oder der bewohnten Räume mit Zu- und Abluft. Mit einer Komfortlüftung kann insbesondere der Druck im Gebäude etwas reguliert werden und unerwünschte Unterdrücke können verhindert oder zumindes minimiert werden.

Falls eine komplette Erneuerung des Fussbondunterbaus möglich ist, kommt eine flächige Unterboden-Absaugung in Betracht (Bilder: Radon – Praxis-Handbuch, SMUL).

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Erfolgskontrolle mit Kontrollmessung

Am Ende des Projektes sollte unbedingt eine Referenzmessung durchgeführt werden, um zu überprüfen, ob die getroffenen Massnahmen ausreichend waren, um den Radonschutz zu gewährleisten und ein gesundes Wohnklima der Bewohner sicherzustellen.